Was uns Pronomen über das Geschlecht verraten

„Wer hat ihren Lippenstift im Bad liegen lassen?“

Hat Sie dieser Satz auch stutzig werden lassen? Dann schauen wir uns das mal genauer an. Hier geht es um zwei Personen: jemanden, der einen Lippenstift liegen ließ, sowie dessen Besitzerin. Lautete die Frage „Wer hat seinen Lippenstift liegen lassen?“ wäre klar geworden, dass es sich um dieselbe Person handelt – unabhängig von deren Geschlecht.

Woran liegt das? Fragepronomen, ebenso wie Indefinitpronomen – wie jeder, jemand oder niemand – haben keinen unmittelbaren Bezug auf das tatsächliche, biologische Geschlecht. Das Fragewort „wer“ hat ein maskulines Genus, das sogenannte grammatische Geschlecht.

Im Deutschen müssen Fürwörter, also Pronomen, in Kasus, Numerus und Genus mit dem Bezugswort übereinstimmen, um sinnhaft zu sein und verstanden zu werden. Man spricht hier von der KNG-Kongruenz. Dies gilt auch für Possessivpronomen, die Besitz anzeigen. Deshalb ist es auch vollkommen korrekt, zu sagen: „Das Kind setzte seine Mütze ab“, selbst wenn es sich dabei um ein Mädchen handelt.

Auch unbelebte Dinge werden mit Personalpronomen, entsprechend ihrem Genus, bezeichnet: „Meine Bank teilt mit, dass sie die Zinsen erhöht“ oder „Der Konzern gibt bekannt, dass er eine neue Geschäftsführung hat“.

Anny Curie erklärt den Zusammenhang zwischen Pronomen und Geschlecht.

Pronomen verweisen nicht auf biologisches Geschlecht (Sexus), sondern auf Nomen, die sie bezeichnen. Um Sinn zu ergeben, müssen Nomen und Pronomen in Kasus (Fall), Numerus (Anzahl) und Genus (grammatisches Geschlecht) übereinstimmen. Merke: Genus ≠ Sexus