Können wir uns auch weiterin elegant, barrierefrei und verständlich auf Standard-Hochdeutsch ausdrücken, ohne stets auf Geschlechter hinweisen zu müssen? Was sagen feministische Sprachkritik und Sprachwissenschaft zum Gendern?
Geschlechtergerechtigkeit ist ein wesentliches Ziel einer gleichberechtigten Gesellschaft. Doch welche Rolle nimmt die Sprache dabei ein? Kann Sprache zu mehr Gerechtigkeit führen? Was liegt der Debatte um eine geschlechtergerechte oder geschlechsbezogene Sprache zugrunde – und wodurch unterscheiden sich beide Begriffe? Auf dieser Seite werden Aspekte der feministischen Sprachkritik, der (Psycho-) Linguistik und gesellschaftlichen Entwicklung zusammengetragen und anhand leicht verständlicher Beiträge und Videos sachlich, korrekt und verständlich erörtert.
Sind Sie es auch leid, immer öfter Sätze wie diese lesen zu müssen?
Was ist das generische Maskulinum?
Das Maskulinum dient in seiner Eigenschaft als sexuell unmarkierte Form als besonders einfache Sammelbezeichnung von Personen, wenn deren Geschlecht für einen Sachverhalt unbedeutend oder gar nicht bekannt ist. Das Maskulinum ist nicht grundsätzlich generisch, sondern kann auch ganz spezifisch für bestimmte Personen sein. Der jeweilige Kontext legt fest, ob eine generische oder spezifische Bedeutung gemeint ist. Maskulina bezeichnen in sehr vielen Zusammenhängen keine biologisch männlichen Wesen, denn das biologische Geschlecht (Sexus) stimmt nur in bestimmten Fällen mit dem grammatischen (Genus) überein.
Beispiele: Eine Frau ist ein Mensch und kann ein Schatz oder ein Liebling sein. Ein Mann ist eine Person und kann eine Autorität oder eine Koryphäe sein.
Das Kernproblem
Die feministische Sprachkritik geht davon aus, es gebe bei Personenbezeichnungen eine sehr enge Verbindung zwischen dem grammatischen Geschlecht (Genus) und dem biologischen Geschlecht (Sexus), sodass generische Maskulina (wie „die Einwohner“) vorrangig an Männer denken ließen. Daraus entsteht die falsche Behauptung, die Sprache drehe sich nur um Männer und Frauen seien allenfalls „mitgemeint“.
Was sagt dazu die Sprachwissenschaft?
Die oben genannte Behauptung ist ganz aktuell durch systematische historisch-wissenschaftliche Untersuchungen der Sprachwissenschaftler Ewa Trutkowski und Helmut Weiß widerlegt worden: Es ist nun bewiesen, dass das generische Maskulinum (z. B. „die Einwohner“) im Deutschen schon immer für alle existierenden biologischen Geschlechter benutzt wurde. Die Thesen der feministischen Sprachkritik aus den 1970er-/1980er-Jahren verlieren damit ihre Grundlage. Es besteht somit keinerlei Rechtfertigung mehr, Gendersprache zu benutzen!
Unser Ziel
Es geht einzig und allein um die Lesbarkeit, Verständlichkeit, Erlernbarkeit und Rechtssicherheit unserer Sprache. Sie ist das größte gemeinsame kulturelle Eigentum, das wir besitzen. Deshalb: Gleichberechtigung auf jeden Fall! Aber eine politisch motivierte Sprachlenkung ist dafür der falsche Weg.
Unser Service für Sie
Schicken Sie uns den Gender-Leitfaden Ihres Arbeitgebers als Link über unser Kontaktformular oder per Post als Druckexemplar, und Sie erhalten dazu von uns eine sprachfachlich fundierte Kommentierung.
Hier twittert Anny Curie für Sie:
Informative Videos zum Thema Gendern
– Tamara –
– Alicia Joe –
– Ewa Trutkowski –
Themen und Schwerpunkte
Was ist feministische Sprachkritik?
Sicher ist Ihnen kaum entgangen, wie hitzig und emotional die Debatte um die Gendersprache geführt wird. Doch was ist der eigentliche Ausgangspunkt dieser Diskussion? Das möchten wir hier kurz anhand einiger Beispiele anschaulich beleuchten.
Was uns Pronomen über das Geschlecht sagen
Pronomen sind gerade hoch im Kurs, denn ihnen wird nachgesagt, sie könnten Auskunft über Geschlechter und zugehörige Identitäten geben. Aber können sie das auch stets und zuverlässig leisten?
Wo das Gendern an Seine Grenzen stößt
Durch das Gendern soll unsere Sprache gerechter werden. Ob und wie das funktioniert, diskutiert diese Reihe kurzer Beiträge anhand einfacher Beispiele, beginnend mit einer grundlegenden Einführung. Jeder folgende Beitrag beschäftigt sich mit den Eigenheiten einer Gender-Technik. Am Ende verrät Anny Curie, welche Art zu sprechen sie empfiehlt.
Teil 1: Warum Gendern?
Worum es beim Gendern geht und welche grundsätzlichen Ansätze des Genderns es gibt, erklärt Anny Curie anhand einfacher Beispiele. Sie wirft die Frage auf, ob und wie sinnvoll das Gendern ist, oder ob traditionelle Sprache vielleicht doch manchen Vorteil bietet. Wie es im Bezug aufs Gendern auf die Verständlichkeit und Aussagekraft aussieht, wird hinterfragt.
Teil 2: Das Partizip Präsens als Gender-Technik?
Bisher führte das Partizip Präsens eher ein Schattendasein. Durch das Gendern erfährt es jedoch eine regelrechte Renaissance, weil es im Plural die Geschlechter zu verstecken vermag. Aber was passiert im Singular, und wann führt es zu Missverständnissen oder gar unsinnigen Aussagen? Dieser Frage geht Anny Curie in diesem Beitrag nach.
Teil 3: Das Partizip Präsens als Gender-Technik?
Durch passive, imperative oder indirekte Konstrukte können direkte Personenbezeichnungen vermieden werden. Deshalb werden solche Formen zum sogenannten Entgendern genutzt. Dieser Beitrag diskutiert, worum es dabei genau geht, und beleuchten die damit verbundenen weiteren sprachlichen Hürden. Am Ende überlegen wir, ob diese Art zu formulieren, sinnvoll ist.
Wodurch wird Sprache Geschlechtern gerecht?
Die Bezeichnung „geschlechtergerecht“ wird gern von Befürwortern dieser Sprachform verwendet, wobei häufig unklar bleibt, worin diese Gerechtigkeit besteht. Dieser Frage versucht das Wissenschaftsjournal „Quarks“ des Westdeutschen Rundfunks (WDR) auf den Grund zu gehen und veröffentlicht am 26. März 2021 einen Artikel in der Rubrik „geschlechtergerechte Sprache“ mit dem Titel „Was Gendern bringt – und was nicht “. Aufgrund der Einordnung lässt sich leicht erahnen, dass den Lesern das Gendern schmackhaft gemacht werden soll. Um als ausgewogen zu erscheinen, enthält dieser Artikel auch einige kritische Aspekte, die gegen das Gendern sprechen, geht jedoch nicht auf wesentliche Erkenntnisse der Linguistik ein. Daher folgt hier eine kritische Auseinandersetzung mit einigen Kernthesen dieses Artikels.
Wie die männliche Dominanz im Deutschen wissenschaftlich nachgewiesen werden soll – Analyse einer Forschungsarbeit
Oft heißt es, es gebe Studien, die klar belegten, die deutsche Sprache sei männlich geprägt und führe in ihrer herkömmlichen Form zu Voreingenommenheit und Benachteiligung von Frauen. Doch wie soll die männliche Dominanz in der Deutschen Sprache wissenschaftlich nachgewiesen werden? Welche Aussagekraft haben die Ergebnisse? Dieser Frage gehen wir hier nach, indem wir einen einschlägigen Artikel leicht verständlich analysieren. Mittlerweile liegt ein Briefwechsel zwischen den für diese Veröffentlichung zuständigen Editoren der Fachzeitschrift und einigen kritischen Lesern vor, der ebenfalls auf dieser Seite veröffentlicht wird.

Weiterführende Literatur

Fabian Payr
Von Menschen und Mensch*innen – 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören

Michael Klein und
Hendryk von Reichenberg
Das Ende der Gendersprache
Genderismus, Sprachkrampf, Tiefenpsychologie

Tomas Kubelik
Genug Gegendert!
Eine Kritik der feministischen Sprache
Weitere Informationen
- Der deutliche Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung lehnt Gendersprache ab .
- Auch junge Frauen sind gegen das Gendern. Es ist ein Gerücht, dass dies nur die „alten, weißen Männer“ seien. Zu den prominenten Beispielen gehören Julia Ruhs und Nele Pollatschek sowie Frau Prof. Katerina Stathi
- Gendern verschlimmert laut Tagesspiegel die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, weil diese fortwährend betont wird (30.08.2020).
- Wörter wie „die Lehrer“, „die Feinde“, „die Nachbarn“ oder „die Christen“ haben schon immer Menschen jeglichen Geschlechts bezeichnet .
- Die „Studien“, die angeblich beweisen, warum gegendert werden müsse, sind methodisch mangelhaft und kaum aussagekräftig .
- Die Diskussion ist politisch vergiftet . (Ewa Trutkowski, NZZ, 22.07.2020)
- In Deutschland haben bislang etwa 400 Menschen den Personenstandseintrag „divers“ gewählt .
- Der Genderstern ist gescheitert, eine diskriminierungsfreie Gesellschaft zu erzwingen (Dörte Stein, taz, 03.07.2021).
- Gendern ist eine sprachliche Katastrophe .
- Gendersprache ist kein natürlicher Sprachwandel . (Wolfgang Krischke, FAZ, 21.02.2022)
- Der Bundesgerichtshof bestätigt, dass das generische Maskulinum diskriminierungsfrei ist .
- Gender-Sonderzeichen sind nicht Bestandteil der deutschen Rechtschreibregeln [icon name=“arrow-up-right-from-square“ prefix=“fas“].
- Die Gesellschaft für deutsche Sprache rät von Gender-Sonderzeichen ab .
- Meinungsfreiheit in Zeiten der Cancel Culture (Hrsg. Thilo Spahl, edition novo, 1. Auflage 2021) darin ein Beitrag von Sabine Mertens: Die sexuelle Revolution frisst nicht nur ihre Kinder .
- Uwe Tellkamp kritisiert Gendern als eine „Vergewaltigung von Sprache”
- Dagmar Lorenz: Wie Gendersprache den Wissenschaftsdiskurs blockiert (Bezahlschranke)
- Roland Kaehlbrandt: Warum wir unsere deutsche Sprache viel mehr schätzen sollten
- Claudia Wirz: Gendern im Betrieb – Warum Gendersprache die Welt nicht besser macht .