„Diese Regelung gilt für Ärztinnen und Patienten.“ Hier stellt sich die Frage, welche abweichende Regeln für männliche Ärzte gelten und warum?

Es sei ungerecht, immer nur von Männern zu reden. Daher solle die sogenannte „männliche Form“ immer mal wieder durch die korrespondierende weibliche ersetzt werden. Aber gibt es eine speziell „männliche Form“ im Deutschen überhaupt? Klar ist, dass es eine Weibliche gibt, die immer spezifisch ist: Die Kollegin kann kein Mann sein. Aber ist ein Kollege stets ein Mann? Da kein spezielles Suffix zur Verfügung steht, müssen wir sogar mehr Sprachaufwand treiben, wenn eindeutig von einem Mann die Rede sein soll, und uns eines Adjektivs bedienen. Es heißt dann „männlicher Kollege“.

Ob sich ein maskuliner Begriff auf ein männliches Wesen bezieht, oder geschlechtsübergreifend zu verstehen ist, kommt immer auf den Zusammenhang an:

• Sage ich „meine Eltern sind Lehrer“, meine ich eindeutig zweierlei Geschlechter.
• Unabhängig vom Geschlecht gilt: „Lehrer haben Ferien.“
• Aber „dieser Lehrer dort“ kann nur ein Mann sein, weil eine weibliche Einzelperson als Lehrerin bezeichnet würde.

Deshalb bezieht sich eine Aussage wie „Jede Spielerin zieht anfangs drei Karten“ eindeutig auf eine Frauengruppe.

Der Versuch, die feminin movierte Form geschlechtsübergreifend zu etablieren, würde in Fällen, in denen es auf das Geschlecht ankommt, zu Missverständnissen führen: Der Ausruf „Wir brauchen eine Ärztin“ könnte auf einen gynäkologischen Notfall mit religiösem Hintergrund hindeuten, wobei männliche Ärzte unerwünscht wären. Handelt es sich hierbei nur um einen Genderversuch, könnte dies im Ernstfall fatal enden.

Wer sich klar und eindeutig ausdrücken möchte, erreicht dies mit der Standardsprache auf sehr kurze, prägnante und aussagekräftige Weise. Sprachexperimente führen zu Verwirrung und Unklarheit.

Der nächste Beitrag fasst die verschiedenen Genderformen übersichtlich zusammen.